Die Walser Besiedlung Richtung Alpensüdseite, die ab Ende 12. Jh. einsetzte, war keine spontane Wanderbewegung eines Volkes, das eigenmächtig neues Nutzland und neue Handelsgebiete suchte. Es geschah vielmehr durch den Machtwillen der Feudalherren jener Zeit, der die stufenweise Migration der Walser bewirkte. Diese Adeligen besaßen auf beiden Seiten der Wasserscheide in den Alpen viele Länder, die bis dahin nur wenig genutzt worden waren, die sie jedoch besser bewirtschaften wollten. Dadurch wollten sie einen maximalen Ertrag aus den natürlichen Ressourcen ziehen, ihren politisch-ökonomischen Einfluss ausweiten und mit anderen Feudalherren konkurrieren. Deshalb förderten sie die Siedler aus dem Schweizer Oberwallis, indem sie jedem von ihnen so viel Land zuteilten, wie es für sein Überleben nötig war.
Dieser Besiedlungsprozess führte zu einem neuen Siedlungsmodell, wo all jene Strukturen vorhanden waren, welche den Wohnorten gewöhnlich eigen sind: eine angemessene Zugänglichkeit, Wohnhäuser, Werkstätten (Mühlen und Schmieden), Kapellen, Felder, Terrassierungen, Mähwiesen, Weiden und Almen.
In einigen Gemeinschaften sind heute noch die Spuren der Siedlungstätigkeit klar sichtbar. Wenn wir sie erkennen und kennen, können wir diese einzigartigen Territorien gestalten, schützen und aufwerten.